
Johann Stüdl und "Stüdl aktuell" (am Ende dieser Seite)
Johann Stüdl wurde in eine gut bürgerliche, begüterte Familie hineingeboren.
Seine Heimatstadt Prag - damals zu Recht "Die goldene Stadt" genannt - war die Hauptstadt des Kronlandes Böhmen und Teil der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Jahrhunderte lang hatten deutsche Böhmen und tschechische Böhmen in einer Schicksalsgemeinschaft zusammengelebt.
Schon vor 1839, dem Geburtsjahr von Johann Stüdl, setzten nationalistische Strömungen ein, die zu einem Auseinanderdriften der beiden Volksgruppen führten. Von diesen Tendenzen noch unbehelligt, erlebte Stüdl eine sehr glückliche Kindheit. Das kränkliche Kind, von der Mutter umsorgt und behütet, der heranwachsende, wissensdurstige Jugendliche vom verständnisvollen Vater in all seinen Anlagen nach Möglichkeit gefördert, konnte so zu einer in sich gefestigten Persönlichkeit heranreifen.
Der frühe Tod des Vaters brachte eine dramatische Wende im Leben von Johann Stüdl. Er wurde Kaufmann, nicht aus Passion, sondern vom Schicksal aufgezwungen. Dass trotzdem sein Geschäft zur ersten Adresse in Prag wurde, zeigt sein Erfolgsrezept: "Nicht verzweifeln, sondern anpacken!", "Pflichtbewusst immer das Beste geben.", "Bescheiden und liebenswürdig mit allen Menschen umgehen".
Diese Lebensphilosophie ermöglichte auch die ungeheuren Leistungen im Alpinismus: Die zahlreichen Erstbegehungen, die ihm den Ehrennamen "Glocknerherr" eintrugen; die Errichtung und lebenslange Sorge um seine Hütte, die Stüdlhütte; die Mitbegründung und Mitorganisation des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines; die Gründung der Sektion Prag und deren erfolgreiche Leitung durch 50 Jahre usw.
Noch ein Wesenszug Stüdls sollte nicht unerwähnt bleiben: Seine Hilfsbereitschaft und Opferfreudigkeit für in Not geratene oder leidende Mitmenschen, auch wenn er gerade hier eher im Stillen wirkte.
In seinen letzten Lebensjahren kam noch einmal viel Schweres auf Johann Stüdl zu: Der Tod der geliebten Gattin und Lebensgefährtin, der verlorene 1. Weltkrieg, die Errichtung des tschechischen Staates, der Verlust der Heimat durch die Übersiedlung nach Salzburg; schließlich der Tod des Sohnes und die Verarmung durch wirtschaftlichen Niedergang und Inflation.
"Nicht verzweifeln, sondern anpacken!" Diesem Motto blieb er auch zuletzt noch treu. Er engagierte sich in der Alpenvereins-Sektion Salzburg, sorgte für die Behebung der Kriegsschäden an der Stüdlhütte, stieg auf die geliebten Berge, wenn auch nicht mehr ganz so hoch, malte und zeichnete die herrliche Alpennatur...
Als Stüdl am 29. Jänner 1925 starb, hieß es im Nachruf des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins: Er war "... das Urbild des Bergsteigers alten Schlages und ein glänzendes Vorbild für alle Zukunft."
Auf der Seite "Lesestoff" finden Sie > Johann Stüdls Lebenslauf, zusammengestellt von Elfriede Klein (2012).
Der Film
Sehen Sie hier die gekürzte Ausgabe des Filmes "Johann Stüdl - Visionär und Erschließer der Alpen". Er wurde vom tschechischen Produzenten und Regisseur Ladislav Jirásko gestaltet und mit dem Prix FIJET, dem Preis der internationalen Journalistenassociation ausgezeichnet.
Autor des Filmprojektes:
Ing. Ladislav Jirásko
Archivmaterial und Filmdokumente von:
Elfriede Klein – Urenkelin von Johann Stüdl, Salzburg
OEAV – Archiv in Innsbruck
Gemeinde Kals am Großglockner
Ing. Ladislav Jirásko
Materialien und Aufnahmen aus Osttirol
sowie Großglockner – Luftaufnahmen
zur Verfügung gestellt von:
Nationalpark Hohe Tauern – Nationalparkwelten Mittersill
Luftaufnahmen vom Ortler und der Payerhütte
zur Verfügung gestellt von:
Südtirol Marketing Gesellschaft K.A.G. – Bozen
Besonderer Dank gilt folgenden Personen:
Elfriede Klein - Urenkelin von Johann Stüdl, Salzburg
Heli Putz - Manager und Bergführer, Outdoor Leadership, Bad Goisern
Klaus Unterweger – Bürgermeister, Gemeinde Kals am Großglockner
Martin Gratz – Vizebürgermeister & Kapellmeister, Kals am Großglockner
Peter Panholzer – Bergführer, Kals am Großglockner
Mag. Christian Wörister – Nationalpark Hohe Tauern, Mittersill
Robert Renzler – Generalsekretär des OEAV, Innsbruck
Monika Gärtner – OEAV, Innsbruck
Ingeborg Schmidt –Mummert – OEAV, Innsbruck
Josef Hurton – Pfarrer, Sulden am Ortler
Philipp Reinstadler – Bergführer und Hotelier, Sulden am Ortler
Regie:
Ing. Ladislav Jirásko, Martin Gratz
Drehbuch und Kommentar:
Ing Ladislav Jirásko
Kamera:
Miroslav Soućek
Schnitt
Vilém Šrail, Sound-Service, Lienz
Musik:
Martin Gratz, Lu Natic
Sprecher:
Martin Gratz
ALPY spol.sv.o. dankt besonders Herrn Jan Vala
Für die Hilfe bei der Gestaltung des Filmes!
Produziert von
ALPY spol.sv.o., Praha 5

Über Johann Stüdl
Es war eine sehr gemütliche, familiäre Veranstaltung auf der Lucknerhütte am 19. Juli d.J. - trotz der vielen Menschen - die, bei herrlichem Wetter den Aufstieg zur Hütte unternahmen, um Neues über Johann Stüdl aus einem ganz anderen Blickwinkel zu erfahren.
Stüdls Urenkelin Gundula Hauser, geb. Lindinger, erzählte - unterstützt von Martin Gratz Interessantes über ihren Urgroßvater und, wie er ihr Leben beeinflusst hat.
Unter den Zuhörern waren übrigens 10 direkte Nachkommen von Johann Stüdl und sogar 3 Nachkommen von dessen Gattin Hermine.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Kapellmeister Martin Gratz mit einer Bläsergruppe der Trachtenmusikkapelle Kals.
Bei Vollmond und mystisch angestrahltem Großglockner wurde der Rückweg zum Parkplatz Lucknerhaus angetreten.
Sicher hätte auch Johann Stüdls jüngste Enkelin (er hatte 9 Enkelkinder) Traute Lindinger, geb. Stüdl, gerne an dieser Veranstaltung teilgenommen. Sie starb leider ein knappes Jahr zuvor, am 2. August 2015 im 99. Lebensjahr.
"Kaprun und die Kunst"
Dieses bemerkenswerte Buch wurde am 2. Juli 2015 im Ständesaal der Neuen Residenz vorgestellt.
Der Herausgeber, Wilhelm Nemetz, zeigt darin - in Zusammenarbeit mit dem Salzburg Museum - eines der schönsten Täler der Hohen Tauern aus dem Blickwinkel von Künstlern.
Das Buch dokumentiert gleichzeitig einen wesentlichen Abschnitt der Geschichte von Kaprun im 19. und 20. Jahrhundert von den Anfängen des Fremdenverkehrs, über die Erschließung durch Straße und Schiene, bis zu den gewaltigen Veränderungen der Landschaft durch die Kraftwerksgruppe Glockner-Kaprun vor 60 Jahren.
Einer der frühen Besucher von Kaprun war Johann Stüdl, der im Zuge der "Wanderungen in der Glocknergruppe" zusammen mit seinem Freund Karl Hofmann auch die Berge des Kaprunertales erforschte. Stüdl war ein begnadeter Amateur-Zeichner und -Maler; und so fanden auf den Seiten 40 bis 43 auch 3 seiner Werke Eingang in dieses Buch.
2017 – 2019: Stüdl - Gedenktage in Kals
Es gab in den letzten drei Jahren einige Anlässe um sich in Kals am Großglockner an den „Glocknerherrn“ und Ehrenbürger Johann Stüdl zu erinnern:
Am 25. August 2017 vor 150 Jahren war es, dass Stüdl mit seinem Bruder Franz das erste Mal nach Kals kam und von dem kleinen Dorf mit seinen freundlichen Menschen sofort eingenommen war.
Lediglich das Wetter spielte nicht ganz mit. Die geplante Glockner - Besteigung musste auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Ein Glück für die Kalser, denn so erfuhr Stüdl von den Plänen, von Süden her einen gangbaren Weg für Touristen über den Südostgrat des Berges herzurichten und wenn möglich auf der Vanitscharte eine Unterkunftshütte zu errichten, um, ähnlich wie Heiligenblut, von der zunehmenden Bergbegeisterung der vermögenden Städter zu profitieren.
Es ist bekannt, dass Stüdl beiden Vorhaben finanziell auf die Beine half, sodass am 5. August 1868 der Stüdlgrat, und einige Tage danach, am 15. September, die Stüdlhütte feierlich eröffnet werden konnte
Am 27. Juni 2019 wäre Johann Stüdl 180 Jahre alt geworden.
Und 2019 gab es noch ein Jubiläum zu feiern: 150 Jahre Kalser Bergführer. Der erste Bergführerverein der Ostalpen war ja auch von Johann Stüdl ins Leben gerufen worden. Er hat eigenhändig die Statuten verfasst, die heute noch größtenteils für das Bergführerwesen in Österreich Gültigkeit haben. Aus diesem Anlass gab es in Kals eine große Feier:
20. Juli 2019: 150 Jahre Kalser Bergführer.
Eigentlich begann das Festprogramm schon am Abend vorher mit einem Film-Vortag der weltbekannten Kalser Bergführer Vittorio Messini, Toni Ponholzer und Matthias Wurzer.
Sie erzählten anhand wunderbarer Aufnahmen von ihren Klettertouren am Cerro Torre im Nationalpark „Los Glacieros“ in Patagonien/Argentinien.
Für Speis und Trank war natürlich ebenfalls gesorgt. Als Spezialität gab es eine Bierverkostung von „Unsas“, dem Bier vom Gasthof Glocknerblick.
In einer kleinen Ausstellung wurden Bildmaterial und Ausrüstungsgegenstände aus der Pionierzeit des Alpinismus gezeigt.
Eine Jubiläummünze aus Silber oder Bronze konnte jeder Besucher für sich selbst prägen.
Die Kinder konnten sich auf einem Kletterturm austoben und erste Kletter-Erfahrung sammeln.
Nachdem das 150-Jahr-Jubiläum den ganzen Tag und bis in die Abendstunden gefeiert wurde, gab es in der Nacht noch eine Bergrettungs-Einsatz am Großglockner. Dass es gelang, bei Dunkelheit einen Vater und seine minderjährige Tochter am Stüdlgrat aufzuspüren und in Sicherheit zu bringen, zeigt, dass auf die Bergführer in Kals jederzeit Verlass ist.
Johann Stüdls Alte Prager Hütte wird ein Museum
1869 war der Prager Kaufmann Johann Stüdl einer der Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins und seiner Initiative war es nicht zuletzt zu verdanken, dass es 4 Jahre später zur Fusion mit dem Österreichischen Alpenverein von 1862 zum großen DuÖAV kam. Der Verein war nach Schweizer Muster in Sektionen gegliedert.
Etwas mühsam gestaltete sich für Stüdl die Gründung der Sektion Prag, deren Obmann er 50 Jahre lang war. Sie entwickelte sich aber rasch zu einer der wichtigsten Sektionen des Vereines, jedenfalls aber zur baufreudigsten! 11 Hütten hat diese Sektion in den ersten 17 Jahren ihres Bestehens errichtet. Fast alle waren von Johann Stüdl entworfen und ihr Standort bestimmt worden. Stüdl war bald die anerkannte Kapazität für Hüttenbau im Alpenverein und wurde dessen Hütten- und Wegewart.
Für die erste Hütte, am Kesselkopf in der Venediger Gruppe hatte Stüdl schon 1871 den Standort ausgewählt. 1872 – 1873 wurde sie gebaut; aber, eben nicht an der von Stüdl bezeichneten Stelle, sondern – der besseren Aussicht wegen – etwas weiter oben.
Das rächte sich schon bald, denn im Frühjahr 1877 wurde sie durch eine Lawine schwer beschädigt.
Der Wiederaufbau und gleichzeitig die erste Erweiterung erfolgte umgehend an der von Stüdl bezeichneten Stelle. Da es sich um einen Ersatzbau handelte, gilt weiterhin 1872 als Entstehungsjahr.
Seit 1884 war die Hütte bewirtschaftet. Der Besuch war ein äußerst lebhafter und die Hütte konnte den Besucheransturm bald nicht mehr fassen.
1895 wurde allerdings das Dach der Hütte durch eine Lawine schwer beschädigt, weshalb man sie nicht höher bauen wollte. Eine zweite Hütte wurde - wieder nach Johann Stüdls Plänen - errichtet: die „Neue Prager Hütte“. Der Bauplatz, den er dafür auswählte, liegt ca. 300 m höher.
Die alte Prager Hütte verlor in der Folge mehr und mehr an Bedeutung. Während des 1. Weltkrieges waren beide Hütten geschlossen und erlitten beträchtliche Schäden, die 1923 unter großen Opfern behoben wurden.
Ähnlich erging es im 2. Weltkrieg. Doch fehlten der Sektion Prag, die sich nach der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechischen Republik in München neu gegründet hatte, einfach die Mittel für die Sanierung des Hüttenbestandes. (Einige Hütten wurden aus diesem Grund an andere Sektionen abgegeben.)
Eine Lösung für die Prager Hütten zeichnete sich 1992 ab, als die Sektion als „Gruppe der Prager“ in die große Sektion Oberland eingegliedert wurde und diese notwendige Instandhaltungsarbeiten an den Hütten durchführen ließ. Trotzdem erhielt die „Alte Prager Hütte“ 2009 keine behördliche Betriebsbewilligung mehr. Es hätte umfassender baulicher Maßnahmen oder eines Neubaus bedurft, um den heutigen Anforderungen zu entsprechen. Auch ein gänzlicher Abriss wurde diskutiert.
Die Rettung für die Hütte kam 2012, als das Bauwerk aus der Gründerzeit des Alpinismus in den Hohen Tauern unter Denkmalschutz gestellt wurde. Schließlich entstand im DAV die Idee, die Alte Prager Hütte in ein „Alpines Museum“ zu verwandeln.
Sogar die Inneneinrichtung konnte ziemlich genau rekonstruiert werden.
Der Diakon Guillermo Vargas Diaz zelebrierte die Bergmesse.
Neben ihm Roland Stierle, Vizepräsident des DAV, die Hüttenwirtin der neuen Prager Hütte und Martin Gratz, Vizebürgermeister und Kapellmeister aus Kals am Großglockner, der mit seiner Trompete die Feier musikalisch begleitete.

150 Jahre Deutscher Alpenverein und Sektion München
Am Abend des 24. Oktober fand im großen Sitzungssaal des Neuen Rathauses am Marienplatz ein Empfang durch den Oberbürgermeister der Stadt München, Dieter Reiter statt, der in seiner Ansprache die Verdienste des Vereins würdigte. Stellvertretend für die Mitglieder des DAV und der Sektion München nahmen DAV-Präsident Josef Klenner und der 1. Vorsitzende des DAV München, Günther Manstorfer (beide Bildmitte) seine Glückwünsche entgegen.
Das Trio Gruberich sorgte mit seinem Programm „Durchs wilde Alpinistan“, einer elektrisierenden Mischung aus schrägen Klängen im steten Wechsel und Kontrast mit feinst ziselierten Tönen, für außergewöhnliche, anregende Klangerlebnisse. Ein idealer musikalischer Rahmen für dieses Fest.

Besuch des Deutschen Alpenvereins am Grab des Gründervaters Johann Stüdl 14. Feber 2020
Anlässlich eines Hütten-Symposiums des Alpenvereins in Salzburg nützten Roland Stierle, Vizepräsident des Deutschen Alpenvereins und Ludwig Gedike, zweiter Vorsitzender der Sektion Dresden die Gelegenheit um Blumen am Grab Johann Stüdls niederzulegen. Begleitet wurden sie von Stüdls Urenkelinnen Friedl Klein und Gundula Hauser.
Stüdl war ja bekanntlich Mitbegründer des DAV im Jahr 1869 und auch die Anfänge der Sektion Dresden sind eng mit dem Namen Johann Stüdl verknüpft, war sie doch am Beginn „Tochtersektion“ der S. Prag, deren Obmann Johann Stüdl damals war.
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